Rechenschwäche/Dyskalkulie - Rechenstörung

Wenn Kinder große Probleme mit grundlegenden Rechenfertigkeiten haben, sollten Eltern an die Möglichkeit einer vorliegenden Rechenstörung oder einer Rechenschwäche/Dyskalkulie denken und ihr Kind umfassend ganzheitlich testen lassen. Leider wird das Vorliegen einer Rechenschwäche oft erst gar nicht vermutet, (zu) spät oder schlimmstenfalls gar nicht erkannt. So müssen Sie als Eltern meist von sich aus die Initiative ergreifen.


Auch hier wird im Rahmen der Schule gerne vertröstet:

  • so schlimm sei das jetzt noch nicht
  • andere Kinder wären auch nicht viel weiter
  • Niklas werde das schon lernen ...
  • er müsse sich nur anstrengen und fleißig üben ...

Genau das fällt unserem Niklas aber nicht so leicht wie es gesagt und gedacht ist. Hat Niklas Probleme mit der zentralen Reizverarbeitung, dann verschlimmbessert intensives Üben von AdditionSubtraktionMultiplikation und Division die Situation sogar eklatant. Die Fehlerrate steigt, es werden zusätzliche Fehler generiert und gleichzeitig nehmen verständlicherweise Motivation und Frustrationstoleranz ab.

Hausaufgaben werden zur täglichen KrisensitzungStreit, Stress, Verweigerung und Tränen zerren an den Nerven von Eltern und Kind. Wertvolle Zeit verstreicht und entmutigt das Kind im Hinblick auf seine Kompetenz und sein Selbstwertgefühl. Gerade sehr pfiffige und intelligente Kinder können besonders schlecht mit solch einer Situation umgehen. Insgeheim befürchten sie doch nicht schlau zu sein und sogar für dumm gehalten zu werden.

Als Erstes müssen hier durch intensive ganzheitliche Wahrnehmungsförderung bessere Grundvoraussetzungen für diese anstehenden Lernprozesse grundlegender Rechenfertigkeiten auf Wahrnehmungsebene geschaffen werden. Erst wenn ein Kind von seiner Wahrnehmungsorganisation her in der Lage ist, seine Umwelt richtig wahrzunehmen, also richtig zu sehen, richtig zu hören, hier konkret richtig gesehene Mengen mit richtig gehörten Zahlwörtern und richtig geschriebenen oder richtig gelesenen Zahlen bzw. Ziffern korrekt zu verknüpfen u.a.m., dann macht konkretes ganzheitliche sinn-volles Üben Sinn und führt zu nachhaltigem Lernerfolg.

Wird Rechnen ganzheitlich und basal erarbeitet, dann wird die Welt der Zahlen begreifbar. Es entsteht mathematische Lernfreude und Wissbegier. Es entwickeln sich mathematische Denkstrukturen und logisches Verständnis.

Diese Anzeichen sollten Sie mit Hinblick auf dass mögliche Vorliegen einer Rechenstörung oder einer Rechenschwäche/Dyskalkulie hellhörig machen. Nur in seltenen Fällen treten alle genannten Rechenprobleme auf einmal auf.

  • Ihr Kind/der Schüler braucht stets Anschauungsmaterial beim Rechnen
  • Ihr Kind/der Schüler benutzt stets die Finger als Hilfsmittel zum Zählen
  • Ihr Kind/der Schüler zählt bei allen Rechenaufgaben
  • Ihr Kind/der Schüler zählt bei allen Rechenaufgaben und versteckt die Finger unter dem Tisch oder hinter dem Rücken
  • Ihrem Kind/dem Schüler gelingt Rückwärtszählen nicht
  • Ihr Kind/der Schüler verwechselt Rechenoperationszeichen
  • Ihr Kind/der Schüler automatisiert Rechenoperationen nicht
  • Ihr Kind/der Schüler automatisiert und speichert das Einmaleins nicht
  • Ihr Kind/der Schüler versteht Umkehraufgaben nicht
  • Ihr Kind/der Schüler verwendet eigene Rechenwege, die Sie nur schwer nachvollziehen können
  • Ihr Kind/der Schüler rechnet mit unverständlichen, nicht nachvollziehbaren Rechenfehler
  • Ihrem Kind/dem Schüler fehlen eindeutige Mengenvorstellungen
  • Ihrem Kind/dem Schüler fehlen Größenvorstellungen
  • Ihr Kind/der Schüler versteht Maßeinheiten und deren Zuordnung nicht
  • Ihr Kind/der Schüler vertauscht die Ziffern von Zahlen in ihrer Reihenfolge (14 → 41, 969 → 996/z. B. Zehner und Einer)
  • Ihr Kind/der Schüler schreibt bei mehrstelligen Zahlen die einzelnen Ziffern zwar an die richtige Position der Zahl, aber es/er schreibt als erste Ziffer den Einer, erst dann den Zehner
  • Ihr Kind/der Schüler kann nur sehr langsam Kopfrechnen, weil Automatisierungen fehlen
  • Ihr Kind/der Schüler versteht Textaufgaben nicht und kann sie deshalb nicht lösen (Achtung - Probleme beim Lesen während des Leselernprozesses wirken sich auch hier aus - siehe LRS)
  • Ihr Kind/der Schüler lässt ganze Aufgaben aus - ohne dies zu bemerken
  • Ihr Kind/der Schüler versucht vor allem schriftlichen Mathematik-Hausaufgaben oder mündlichen Rechenaufgaben auszuweichen
  • Ihr Kind/der Schüler vermindert die Fehlerzahl nicht durch intensives Üben

Bei dem Gedanken an eine Rechenstörung, Rechenschwäche (Dyskalkulie) machen sich Eltern berechtigterweise große Sorgen. Bitte bedenken Sie zunächst, dass eine auf Wahrnehmungsebene hervorragend geförderte Rechenschwäche die langfristigen Einschränkungen bezüglich schulischen Lernerfolgs extrem minimiert.

Je eher mit ganzheitlichen Entwicklungs-, Bewegungs- und Lernförderung begonnen werden kann, desto reibungsloser ist auch das spätere Lernen von mathematischen Zusammenhängen möglich. In Abhängigkeit vom seinem jeweiligen Gesamtpotenzial wird Ihr Kind/der Schüler zunehmend lernen, seine vorhandenen Ressourcen komplex zu nutzen.

Bei guter Begabung an sich sind auch bei einer vorliegenden Rechenschwäche generell alle Schulabschlüsse wie Mittlere Reife, ZAP und sogar Abitur und Studium zu meistern, wenn rechtzeitig ausreichend und ganzheitlich auf breiter Wahrnehmungsebene gefördert wurde.

Bestehende Einschränkungen in Bezug auf angestrebte Ausbildungen und Berufe werden so zunehmend abgebaut.

Aber auch während der gymnasialen Oberstufe (NRW) oder während des Studiums bietet Ganzheitliche Lernförderung für Schüler und Studenten die Möglichkeit zur umfassenden Wahrnehmungsförderung im Rahmen eines Oberstufen-Spezialkurses bzw. eines Studenten-Spezialkurses.