Defizite in der Entwicklung der Grobmotorik fallen heute weitaus weniger auf als früher. Die meisten Kinder bewegen sich im Multimediazeitalter deutlich weniger als in früheren Jahren. Die Gelegenheiten, Bewegungserfahrungen in freier Natur zu erleben und dort kreativ zu spielen sind um ein Vielfaches seltener geworden. Zugleich entfallen damit zahlreiche Sinneserfahrungen als notwendige positive Stimuli für die weitere kindliche Entwicklung.
Fehlende grobmotorische Entwicklungsstufen werden selten wahrgenommen - und falls doch zumindest nicht als folgenträchtig erachtet. Ebenso wenig das Fortbestehen frühkindlicher Reaktionsmuster. Dabei ist hier der primäre Ansatzpunkt für so gut wie alle Lernprobleme und Konzentrationsschwächen zu suchen. Fehlen grundlegende Automatisierungen und Bewegungsabläufe, dann sind wichtige neurologische Verschaltungen wie z.B. die zwischen den beiden Gehirnhälften noch nicht oder zumindest nicht ausreichend erfolgt. Dies hat weit reichende Auswirkungen z.B. bis hin zur Qualität des Sehens im Rahmen der visuellen Wahrnehmung.
Infolgedessen müssen Kinder und Jugendliche, sogar Erwachsene ihr Leben lang komplizierte und langfristig wenig brauchbare Ersatzstrategien einsetzen. Diese sehr energieaufwändigen Kompensationsstrategien führen zu rascher Ermüdung und damit zu verstärkter Unaufmerksamkeit.
Haben Kinder Probleme mit der Feinmotorik und der Graphomotorik (Schreibmotorik), sollte als erstes die Grobmotorik genauer überprüft werden.
Viele Kinder vermeiden Malen und Basteln, sind sie auch nicht sonderlich geschickt dabei. Die daraus resultierende fehlende Übung lässt sie jegliche künstlerische Anforderungen als unleistbar oder gar als Zumutung empfinden: Die abwehrende Standardantwort lautet "Das kann ich nicht ..." oder "Das ist langweilig ...".
Ist ein Kind auffällig langsam beim Schreiben und präferiert Druckschrift an Stelle von Schreibschrift, verwendet es viel zu starken Druck, schreibt es ungelenk und malt jeden Buchstaben einzeln, so deutet dies auf fehlende Automatisierungen und fehlende Intermodalkopplungen zwischen den einzelnen Sinnesmodalitäten. Viele Kinder halten den Stift mit einer noch motorisch unreifen Stifthaltung. Dies ist ergonomisch gesehen äußerst ungünstig und für den flüssigen Schreibprozess ineffizient.
Mit zunehmenden schulischen Anforderungen wird solch ein Kind nicht die notwendige Schreibgeschwindigkeit erreichen können, die von Nöten ist, um dem Unterricht ausdauernd und aufmerksam zu folgen. Es wird wahrscheinlich öfter vergessen, die Hausaufgaben von der Tafel abzuschreiben. Vermutlich werden auf einem Arbeitsblatt Struktur und Ordnung aufgrund der mangelhaften Schreibfähigkeit leiden. Meist nehmen parallel die Formklarheit und damit die Lesbarkeit der Schrift ab.
Ganzheitliche Entwicklungs- und Bewegungs- und Lernförderung erarbeitet bei grobmotorischen und feinmotorischen sowie graphomotorischen Problemen wie Schreibstörungen in allen Altersstufen die Integration frühkindlicher Reaktionsmuster und die notwendigen Basiskompetenzen fehlender sensomotorischer, frühkindlicher Entwicklungsstufen, um eine kontinuierlich verbesserte Grobmotorik, Feinmotorik und Graphomotorik zu erzielen.